Die Meldung ging durch die gesamte Presse: “Studie beweist, dass Bio-Lebensmittel nicht besser sind als konventionelle!” So weit, so reisserisch. Was genau bleibt aber von der Meldung über – die in dieser Form mehr oder weniger regelmässig durch den Blätterwald rauscht – wenn man sich mal genau anschaut, was dahinter steckt.
Als erstes Mal muss man sagen, dass der Gegenstand der Studie nicht die Frage war, ob Biolebensmittel “besser” seien als konventionelle, sondern ob sie “gesünder” seien. Das ist eine völlig andere Fragestellung, die nur einen Teil des Bereichs “bio” abdeckt. Dazu später mehr.
Ist das Ergebnis überraschend? Eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn man sich schon mal ein bisschen mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Die chemische Qualität unserer Lebensmittel ist durch die Bank ziemlich hoch. Dafür sorgen zig Vorschriften, Untersuchungen und auch der Druck der Verbraucher – ganz egal, ob wir nun von konventionell oder bio sprechen. Lebensmittelskandale kommen zwar immer wieder vor (und werden sich auch nie völlig verhindern lassen, solange Menschen mit Nahrung Geld verdienen), sind aber glücklicherweise die Ausnahme. Die Regel ist, dass wir das, was wir im Laden kaufen, ziemlich bedenkenlos verzehren können. Ganz egal, wie es angebaut wurde. Dass Bio da nicht wesentlich besser ist (und in Teilbereichen sogar schlechter sein kann), muss da nicht weiter Wunder nehmen.
Aber chemische Qualität, die man im Labor untersuchen kann, ist nur ein Teil der Rechnung. Wie bei jedem Produkt gibt es darüber hinaus noch die Frage, unter welchen Bedingungen es angebaut / hergestellt / verarbeitet / gelagert / transportiert / verkauft wird, die man beachten muss. Und hier können die Unterschiede zwischen bio und konventionell eklatant sein. Zumindest, wenn es wirklich “bio” ist und nicht nur als Marketinggründen so etikettiert. (Dass ein Siegel allein hier wenig aussagt, sondern nur ein Anhaltspunkt sein kann und z.B. ein Apfel, der um die halbe Welt gekarrt wurde, nicht “bio” ist, nur weil er nicht gespritzt wurde, sei hier nur am Rande erwähnt – das Thema führt zu weit und wird vielleicht demnächst noch mal gesondert behandelt).
Bei Lebensmitteln kommt dann aber noch eine weitere Kategorie dazu, die sich gar nicht in einem Labor oder in Zahlen fassen lässt: Geschmack.
Und auch hier kann (und sollte) es deutliche Unterschiede geben. Ein Stück Fleisch von einem Rind, dass sein Leben auf der Weide verbringen durfte und geschlachtet wird, wenn es alt genug geworden ist, hat eine andere geschmackliche Qualität als wenn das Rind mit Silage und Kraftfutter in Rekordzeit auf Schlachtgewicht gemästet wird. Alte Gemüsesorten, die weniger ertragreich und arbeitsintensiver im Anbau sind, haben eine andere geschmackliche Qualität als die Hochleistungssorten, die nur auf Ertrag und Aussehen getrimmt sind. Und so weiter.
Das alles wird nicht von einem Bio-Siegel allein gewährleistet und es gibt natürlich auch konventionelle Produkte, die sauber, gut und fair produziert werden. Aber trotzdem gibt es hier Unterschiede, die man nicht vernachlässigen sollte.
Ein reisserisches “Bio ist nicht besser” tut dies jedenfalls nicht.